Lindas Welt 3: Digital Energie sparen – was bringt das?

Mein Name ist Linda, und ich bin Werkstudentin in der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke. Neben meinem Uni-Alltag lerne ich hier eine ganz andere Welt kennen, in der mir tagtäglich die verschiedensten Themen begegnen. Besonders spannend finde ich alles rund um Umwelt, Nachhaltigkeit, Ernährung und die Einblicke in die swt-Arbeitswelt. Über all das möchte ich mit euch sprechen.

Folge 3: Digital Energie sparen – was verbrauchen Smartphone, Streaming & Co.?

Ich bin wohl nicht die Einzige, die sich diesen Winter Gedanken darüber macht, wie sie am besten Energie sparen kann. In meiner WG schränken wir uns beim Heizen ein. So bleiben beispielsweise Flur und Bäder kalt. Uns bleibt halt auch nichts anderes übrig, wenn wir nächstes Frühjahr nicht tief in die Tasche greifen wollen. Auch die Stadtwerke geben ja jede Menge Tipps. Bei meiner Recherche bin ich auf das Thema digitaler Energieverbrauch gestoßen. DER SPIEGEL schrieb im Juli unter dem Titel „Wenn Rechner heizen“ genau darüber: Schon jetzt werden mindestens 6 Prozent der weltweiten Stromproduktion für Endgeräte wie Smartphones, Laptops oder für Streaming und Gaming verbraucht. Bei einem Dreipersonenhaushalt in Deutschland werden laut statista 27 Prozent des Stroms für Informationstechnik, TV und Audio-Geräte verbraucht.

Wie ist das bei „Digital Natives“ wie mir – also jungen Leuten, die bekanntlich mehr im Internet unterwegs sind? Wie viel Strom benötigen denn meine Endgeräte überhaupt, und wie kann ich hier Energie und damit Kosten sparen?

Ich schaue mal nach:

Mein Smartphone und mein Laptop laufen tatsächlich auf Dauerbetrieb. Unter meinen Einstellungen gibt es sogar einen Reiter ‚digital balance‘, wo ich genau sehen kann wie lange ich täglich oder wöchentlich am Bildschirm bin. Letzte Woche zum Beispiel: rund zweieinhalb Stunden auf Google – allein schon auf dem Smartphone. Durch meinen Uni-Alltag recherchiere ich aber auch rund um die Uhr an meinem Laptop. Da kommt einiges zusammen! Am zweithäufigsten kommt bei mir Instagram vor, mit rund zwei Stunden in der Woche. Das ist relativ wenig, aber ich habe mir auch eine App-Nutzungssperre für 30 Minuten eingerichtet. Dafür streame ich regelmäßig mehrere Stunden am Tag Netflix auf meinem Fernseher. Damit bin ich nicht allein, laut statista schauen weltweit zwei Milliarden Menschen regelmäßig Netflix.

Das klassische Fernsehen bekommt immer mehr Konkurrenz durch Streaming.

Klimaproblem Digitalisierung?

Schauen wir uns jetzt mal an, wie unser digitaler CO2-Fußabdruck überhaupt entsteht. Nehmen wir das Beispiel Smartphone. Da macht die Herstellung des Geräts den größten Teil des digitalen Fußabdrucks aus, denn beim Abbau und der Verarbeitung der benötigten Rohstoffe entstehen die meisten klimaschädlichen Treibhausgase. Ist es dann in unserem Besitz, muss es zwar oft geladen werden, braucht aber nur wenig Strom. Bei täglichem Laden sind das nur 3 bis 4 Euro im Jahr. Beim Tablet etwa doppelt so viel. Doch nun kommt der Nutzenfaktor dazu: Die Datenmenge, die wir bei jeder Nutzung durchs Internet schicken, verursacht viel CO2. Google & Co. betreiben gigantische Rechenzentren, die unglaublich viel Strom für ihre Leistung und zur Kühlung verbrauchen. Sie speichern alle Daten, von Katzenvideos bis zu Finanztransaktionen, und leiten sie weiter durchs Netz. Eine Google-Suchanfrage verursacht rund 1,45 Gramm CO2-Äquivalente und verbraucht 0,3 Wattstunden. 20-mal Googeln entspricht einer Stunde Licht mit Energiesparlampe. Klingt nach nichts, ist aber in der Summe gewaltig.

Eine NDR-Reportage sagt, dass man pro Sekunde 23 Bäume pflanzen sollte, um den Klimaschaden der weltweiten Google-Nutzung pro Sekunde auszugleichen. Pro Sekunde! Jetzt denkt mal drüber nach, wie oft ihr auf Google unterwegs seid. Und das ist nur ein Suchdienst. Cloud-Lösungen, Bild- und Videostreaming wie beim Instagram Surfen oder Netflix Schauen verbraucht noch sehr viel mehr Energie. Hier die Statistik: TikTok ist ganz vorne mit dabei mit rund 2,63 Gramm CO2 pro Minute. Instagram gleich dahinter mit 1,05 Gramm und YouTube verursacht tatsächlich ‚nur‘ 0,46 Gramm pro Minute.

80 Prozent der Jugendlichen nutzen ihr Smartphone mehr als 3 Stunden pro Tag. Fast 18 Prozent dieser Zeit geht für Tiktok drauf!

Utopia.de rechnet vor: Lädt man täglich zehn Fotos auf Instagram, entspricht das schon etwa einem Kilogramm CO2 im Jahr. Bei vier Stunden Videostreaming am Tag verbraucht man im Jahr dann gute 62 Kilogramm CO2. Das wäre etwa eine Autofahrt von Tübingen nach Frankfurt am Main (rund 250 Kilometer).

Übrigens stehen in Frankfurt die größten Rechenzentren Deutschlands, die für unsere Streaming oder Suchanfragen genutzt werden. Sie machen rund ein Fünftel des gesamten Frankfurter Stromverbrauchs aus (DER SPIEGEL), mehr Strom als der gesamte Frankfurter Flughafen benötigt!! Immerhin werden mit der Abwärme Gebäude geheizt. Theoretisch könnte die komplette Metropole bis 2030 allein durch die Abwärme der Rechenzentren beheizt werden, so der Branchenverband Eco. Noch ein Beispiel: Einer der Bundes-Serverparks in Berlin verbraucht rund 450.000 Kilowattstunden pro Monat – mehr als 1.300 Vier-Personen-Haushalte.

Rechenzentren sind gigantische Stromfresser. Aber man kann mit ihrer Abwärme auch ganze Stadtviertel heizen, wie zum Beispiel in Stockholm.

Wenn ich mir die Zahlen so anschaue, bekomme ich ein richtig schlechtes Gewissen, wenn ich mehrere Stunden auf Netflix unterwegs bin. Intensives tägliches Streamen lassen laut utopia.de meinen digitalen CO2-Fußabdruck auf über eine Tonne pro Jahr steigen!! Das ist ganz schön viel! Und Streaming-Dienste machen inzwischen 30 Prozent der Video-Nutzung aus, mit viel größerem Datenstrom als für das klassische Fernsehen.

Der digitale CO2-Fußabdruck pro Kopf und Jahr beträgt laut BUND rund 740 Kilogramm. Soviel wie ein Flug von München nach Madrid. Wir sollten uns also selbst immer fragen: Muss ich wirklich jetzt streamen oder auf Social Media unterwegs sein? Oder doch mal abschalten? Und brauche ich tatsächlich ein neues Gerät oder kann ich das alte nicht vielleicht reparieren lassen?

Was kann ich also tun, um meinen digitalen CO2-Fußabdruck zu verringern?  

Hier ein paar ganz einfache Tipps, um klimafreundlicher zu surfen und zu streamen:

  • Nutze kleinere Bildschirme, denn sie verbrauchen weniger Energie: lieber Tablet für YouTube-Videos anstatt den Flatscreen-Fernseher.
  • Beim Streamen die Auflösung herunterstellen, um die nötige Datenmenge zu reduzieren
  • Achte darauf, nur das anzuschauen, was du wirklich sehen möchtest, konkret: einfach mal ‚Auto-Play‘ deaktivieren.
  • Begrenze deine Streaming-Zeit.
  • Wenn du ein News-Junkie bist, kannst du easy deine Push-Nachrichten ausschalten.
  • Beim Posten in den sozialen Medien gilt: mehr Text, weniger Bilder. Was ich aber schwer umzusetzen finde, weil diese ja hauptsächlich über Fotos und Videos funktionieren. Doch ich kann mir zweimal überlegen, ob ich wirklich mehrere Bilder in einer Serie poste oder ob ich es nicht sogar ganz lasse. Hier gilt: Tu es bewusst!
  • Begrenze deine Nutzungsdauer auch für Instagram & Co., das spart Akku und dein Endgerät muss nicht so oft geladen werden. 😉
  • Akkulaufzeiten lassen sich auch durch bestimmte Einstellungen am Handy oder Laptop verlängern. Den Ladestand möglichst zwischen 20 und 80 Prozent halten.
  • Viele Apps und Dienste wie Bluetooth, GPS oder WLAN belasten den Akku. Deshalb: Unnötiges löschen oder abschalten!
  • Lade dein Smartphone am besten tagsüber, sodass es (wenn vollgeladen) nicht unnötig am Strom hängt.
  • Und auch Ladekabel, die ungenutzt am Netz hängen, ziehen Strom. Also raus aus der Steckdose!
  • Bei Arbeitspausen am Laptop den Ruhezustand einschalten, der sparsamer ist als der Energiesparmodus (Standby).
Abschaltbare Steckerleiste. Wie viele davon gibt es in deinem Haushalt?

Auch Standby geht ganz schön ins Geld!

Darüber haben wir im Blog und in unserer TüWelt schon berichtet: 10 Prozent des Energieverbrauchs gehen im Haushalt für Standby drauf. 4 Milliarden Euro werden laut Umweltbundesamt durch den Standby-Modus in Deutschland jährlich verschwendet (Stand: 2021). Unglaublich! Computer, Laptop und Fernseher sind gut 20 Stunden jeden Tag im Standby. Ein durchschnittlicher Haushalt könnte durch richtiges Ausschalten im Jahr rund 100 Euro (und mehr) und damit 220 Kilogramm CO2 sparen! (Achtung: hier mit Strompreisen von 2020 gerechnet)

Ich bin da kein Vorzeige-Beispiel. Meine Geräte sind ständig auf Stand-by. Auch meine Musikanlage läuft fast 24/7. Aber nach all diesen Zahlen habe ich nun lauter gute Vorsätze …

Schonmal im „grünen Internet“ gewesen?

Wenn man im Internet unterwegs ist, kann man bewusst auf Anbieter umsteigen, die für ihre Datenzentren Ökostrom verwenden oder auch einfach sogenannte grüne Suchmaschinen nutzen wie: www.ecosia.org. 80 Prozent des Gewinns wird in Baumpflanzprojekte, der Rest in weitere Klimaschutz-Maßnahmen investiert. Damit minimierst du deinen digitalen CO2-Fußabdruck bei Suchanfragen. Oder du steigst auf Mail- und Cloudanbieter um, die grünen Strom benutzten, wenn du dann auch noch auf Ausdrucken verzichtest, hast du hier schon einiges für das Klima getan.

Siggi Haible, Energieberater

Unser swt-Energieberater Siegfried Haible gibt mir weitere Tipps für zu Hause:

  • Laptops und Notebooks verbrauchen weniger Strom als ein PC mit externem Monitor.
  • Man kann auch für WLAN-Router eine Zeitschaltuhr programmieren.
  • Wenn man länger weg oder in Urlaub ist, alle Geräte vom Netz trennen.
  • Mit einem Strommessgerät auf Stromfresser-Suche gehen.

Und was ist mit den digitalen Büroanwendungen, mit Homeoffice & Co.?

Homeoffice und Zoom-Konferenzen sind eigentlich gut für die Klimabilanz: Pendler verzichten aufs Autofahren, das spart eine Menge Treibstoff. Der Papierverbrauch geht zurück. Trotzdem nimmt das ‚unsichtbare Problem‘ der Digitalisierung zu: höhere Datenraten, bessere Bildauflösung, schnelleres Internet – alles super, aber die Emissionen steigen dadurch.

Für unsere Stadtwerke-Büros hat eine Team aus Kolleg:innen gerade Energiespartipps der Belegschaft gesammelt. Ich habe mit Personalreferent André Kette gesprochen, der die Aktion organisiert hat. André erzählt, dass die Umfrage supergut ankam: Über 100 Vorschläge wurden eingebracht hat, darunter sehr komplexe Ideen, die bis ins Detail durchgeplant waren. Einer der einfachsten Tipps ist: Monitore zum Feierabend ausschalten! Auch ausgedruckt wird bei uns immer weniger. Übrigens haben die Stadtwerke, um Hardware und Ressourcen zu sparen, schon vor einiger Zeit die Laptops und Rechner an den Arbeitsplätzen abgeschafft und durch ein kleines Gerät für den Online-Zugang ins swt-Netz ersetzt. Und fast alle unsere Server stehen in Tübingen und laufen mit Ökostrom. 😊 Ich habe André gefragt, wie er es privat hält. Er ist der Meinung, dass weniger Bildschirm und mehr Bewegung grundsätzlich gut sind. Den „Tatort“ schaut er lieber zur echten Sendezeit, selbst wenn er mal zu spät eingeschaltet hat, das sei besser für die Umwelt als Netflix-Streaming.

Weniger Hardware für die Arbeitsplätze, mehr Homeoffice, lokale Server – so ist das bei uns.

Die Challenge!

Ihr könnt auch einfach mal wieder gutes altes Fernsehen schauen oder mal wieder eine alte DVD einlegen. Das mache ich übrigens auch sehr gerne, weil da für mich auch einfach ein bisschen Nostalgie mitschwingt 😉. Oder ihr probiert wie ich mal ‚Digital Detox‘ aus. Ich habe einen Monat auf Instagram verzichtet. Das hat auch meinem Geldbeutel ganz gutgetan. Ich muss gestehen, am Anfang ist es mir schon ziemlich schwergefallen, weil ich sehr viel Zeit mit Instagram verbracht hatte, doch nach einer Weile habe ich gemerkt, wie gut der Verzicht meiner Psyche tut. Instagram ist ein solcher Zeitfresser! Seither habe ich mein Nutzungslimit auf eine halbe Stunde täglich reduziert. Die gewonnene Zeit (zum Beispiel morgens) verbringe ich stattdessen mit Lesen. So richtig analog. Man kann sich auch einfach mal ein Offline-Wochenende nehmen. Glaubt mir: Man fühlt sich freier. Ihr seht: mit ganz vielen kleinen Schritten könnt ihr in eurem digitalen Alltag Energie sparen und klimafreundlicher unterwegs sein. Wie meine Bilanz tatsächlich aussieht, habe ich gar nicht ganz ausgerechnet, denn mein digitaler Alltag ist komplexer als gedacht. Sicher ist: Es sind die kleinen Dinge im Leben…😉

Challenge für Euch: Wer schafft es einen Tag lang kein Smartphone zu benutzen? 😉 Schreibt mir gerne einen Kommentar!

Eure Linda

Na? interessiert an weiteren Tipps rund um das Thema Energiesparen? Dann schaut doch mal auf unserer Website vorbei!

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6 Gedanken zu „Lindas Welt 3: Digital Energie sparen – was bringt das?“

  1. Danke für den Denkanstoß.
    Dass Elektronik so abhängig machen kann und noch mehr Elektronik in Zukunft auf uns zu kommt.
    Da kommen deine Tipps gerade richtig. Netflix kündigen, Apps runter nehmen vom Handy, eigdl ganz einfach😁 Morgen fange ich damit an.

    1. Hallo Ranka,
      das freut mich zu hören. 😉 Ich habe auch selbst gemerkt, wie oft Geräte bei mir im Standby-Modus laufen und werde das in Zukunft verringern, gerade weil da noch sehr viel mehr auf uns zukommen wird.
      Liebe Grüße
      Linda

  2. Super cooler Beitrag!
    Ich benutze schon seit mehreren Jahren Ecosia als Suchmaschine, funktioniert super und es ist so einfach und kostenlos, die Umwelt damit zu schützen!
    Und Instagram nutze ich auch nicht mehr so viel wie früher, da ist mir meine Zeit einfach zu schade. 😉

    1. Hallo Lea,
      Ja, Ecosia ist echt eine umweltbewusste Alternative und man kann damit so einfach etwas für die Umwelt tun ;).
      Liebe Grüße
      Linda

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