Sponsoring vereint

Vereinsmeierei ist viel mehr als Sport und das Bier danach. Fast schon ein kleines Unternehmen führt ein Vereinsvorstand heute. Das hat auch die Wirtschaft längst erkannt und betätigt sich fleißig auf dem weiten Spielfeld „Sport-Sponsoring“. Wir tun das auch, schon seit Jahrzehnten. Heute sehr viel professioneller als jemals zuvor. Win-Win heißt es neudeutsch, wenn Verein und Sponsor profitieren. In unserem Fall kommt noch ein drittes WIN dazu, denn auch die Tübingerinnen und Tübinger geWINnen.

Das E-Mail-Postfach läuft voll. Die E-Jugend braucht neue Trikots, die Alt-Herren-Kicker (kurz: AH) planen schon lange ein Trainingslager und obendrein ist der Mähroboter in die Jahre gekommen. Alltag für den Vorstand des mittelgroßen Sportvereins in der mittelgroßen schwäbischen Universitätsstadt. Aber auch überall sonst. Einen Verein zu managen, das ist viel Arbeit. Viel Verantwortung. Und immer wieder ist da die Frage: Wie kommen wir an das nötige Kleingeld? Nehmen wir zum Beispiel Klaus, Kassier bei einem dieser Tübinger Vereine: „Manchmal komme ich mir vor wie ein Top-Manager – nur ohne das entsprechende Gehalt.“ Vereinsheld.

So gefällt uns das: Trikot, Bande, Torjubel. Die TSG Tübingen unterstützen wir seit vielen Jahren, unter anderem die Fußballer der 1. Mannschaft. Foto: Markus Ulmer, Pressefoto Ulmer

Finanzgenie e. V.
Sportvereine finanzieren sich ganz unterschiedlich: Mitgliedsbeiträge, Fördergelder von Verbänden, Kommunen oder dem Land, manche auch über den Verkauf von Leistungen oder – in normalen Zeiten – über Eintrittsgelder. Damit wird in der Regel der laufende Betrieb finanziert. In unserem Sportverein heißt das: beide Fußballplätze, das Beachvolleyball-Feld, die Boulebahn und die Grünanlage drumherum müssen gepflegt, das Vereinsgebäude mit den Umkleidekabinen instandgehalten werden. Für die Halle ist die Stadt zuständig. Aber Übungsleiter werden von uns bezahlt, manchmal fallen auch Gebühren für die Teilnahme am Spielbetrieb an, etwa Startgeld für Jugendturniere. Dazu kommen – und das ist heute ein nicht zu unterschätzender Bereich – hohe Versicherungsbeträge. „Die Bilanz unseres Vereins liest sich, wie die eines mittelständischen Unternehmens“, schmunzelt Klaus. Und das ist wahrscheinlich nur ein ganz kleines bisschen übertrieben.

Der EhrenVICTOR für ihr Engagement im Turnverein Ahldorf ging im letzten Jahr an unsere Kollegin Irene Graf.

Vereine sind das Salz in der Suppe
Wahrscheinlich erzählen wir Euch hier nichts Neues. Denn Vereinsleben ist Alltag in Deutschland. 31 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürger engagieren sich ehrenamtlich, allein über 50 Sport- oder zumindest sportliche Vereine gibt es in Tübingen. Vor allem im Bereich der Nachwuchsförderung, also in der Jugendarbeit, sind diese Vereine stark. Auch dank Eltern, die nicht nur das Training für die Fußball-Bambinis und das Kinderturnen schmeißen, sondern den Nachwuchs von A nach B fahren. Ehrenvolles-Eltern-Amt, Spaß mit den Kids inklusive. Wir bei den Stadtwerken küren jedes Jahr eine Kollegin oder einen Kollegen für besonderes ehrenamtliches Engagement und verleihen dafür den EhrenVICTOR. Man könnte auch sagen: Vereine liegen uns am Herzen, weil uns die Stadt, in der wir leben und wirken, am Herzen liegt. Und weil die Vereine darin sowas wie das Salz in der Suppe sind. Vereine machen das Leben bunter, abwechslungsreicher, ja, schöner. Das haben wir im letzten Jahr sehr deutlich gespürt – eben weil wir das Vereinsleben im Lockdown so schmerzlich vermisst haben. (Kleine Ausnahme: Ein ehrenamtlicher DRK-Mitarbeiter sagte mir neulich, während er mir ein Wattestäbchen in die Nase schob: „Das Schöne an der Pandemie ist, dass wir beim DRK unser Vereinsleben ganz aktiv weiterleben können.“ Held, gnadenloser Optimist.)

Nicht nur Freizeit-heititei
Also zusammengefasst: Aufgaben in Vereinen sind heute so verantwortungsvoll wie vielleicht noch nie, herausfordernder. Manchmal braucht es wahre Künstler, die den Spagat zwischen Freizeitsport und Finanzgenie schaffen. Und es braucht Unternehmen, die Geld dazugeben. Sponsoring nennt man das, wenn das Unternehmen eine werbliche Gegenleistung bekommt. Das ist dann auch schonmal am Tübinger Frühstückstisch sichtbar: Sportteil Tagblatt, TSG Tübingen, SV 03 Tübingen, TSV Lustnau, TV Derendingen. Schweiß auf der Stirn, swt-Logo auf der Brust. Gibt’s in Tübingen irgendeinen Vereins-Fußballer, der kein swt-Logo auf dem Trikot trägt? Und warum ist das so?

Ehrenhafte Motive? Auch.
Wir könnten nun behaupten: Wir sind Sponsor vieler kleiner und großer Sportvereine, weil wir unsere Tübinger Vereine lieben. Weil wir Fußballfans, Basketballfreunde und Turnfanatiker sind. Aber das ist nur die halbe Wahrheit – und wäre obendrein recht unseriös. Denn was wir nicht möchten, nicht dürfen und nicht tun: Vereinszuschüsse am Stammtisch verhandeln, per Handschlag unter Freunden, sozusagen Geldsegen mit Schulterklopfen. Vielleicht war das in früheren Zeiten üblich. Heute nicht mehr. Wir haben stattdessen sehr genaue Kriterien definiert, welcher Verein wofür Zuschüsse bekommt. Und welche Gegenleistungen wir dafür erwarten. Denn Sponsoring ist eine Möglichkeit, für uns und unsere Produkte zu werben. In einem Umfeld, das den allermeisten Menschen Spaß macht: beim Sport, aktiv oder am Spielfeldrand. Oder eben in der Zeitung.

Wer wird gefördert?
Die Auswahl unserer Sponsoring-Partner ist so transparent wie möglich. Eine Zusammenarbeit erfordert aber auch Einsatz vom Verein. Und das ist die Kehrseite: Für die Vereine ist das Anwerben von Sponsorengeldern und vor allem die langfristige Zusammenarbeit mit Förderern aufwändiger geworden. Das hören wir auch immer wieder. „Wir haben mittlerweile einen eigenen Sponsoring-Beauftragten“, berichtet Klaus. „Einerseits ist der Aufwand groß. Andererseits macht die klare Vorgabe vom Sponsor unsere Planung leichter.“ Und hier kommt Sponsoring-Expertin und swt-Mitarbeiterin Gesa Lina Vollmer ins Spiel. Gesa ist erste Ansprechpartnerin, wenn es um die Zusammenarbeit von swt und Sportverein geht. „Natürlich verlangen wir viel vom Verein: etwa genaue Angaben darüber, wofür das Geld gebraucht wird, welche Gegenleistungen erbracht werden. Logoaufdrucke und Anzeigen müssen abgestimmt werden“, erklärt sie. Der Verein kann im Gegenzug mit einem festen Betrag rechnen – wenn möglich über eine längere Laufzeit. Das gibt Planungssicherheit und festigt die Zusammenarbeit. Klar gibt es Fälle, in denen wir auch einfach mal eine Spende überweisen, ganz ohne Gegenleistung. Diese geht aber meist an soziale Einrichtungen, die schlicht keine Möglichkeit haben, Werbung für uns zu machen. Trotzdem ist man auch dort heute oft auf Spendengelder angewiesen.

Auch Scheckübergaben gehören zum Sponsoring-Geschäft dazu – in diesem Fall hat der TSV Waldenbuch eine Prämie für neue swt-Kunden bekommen.

Also alles Business?  
Nicht ganz. Denn sonst würden wir Folgendes tun: Volle Konzentration auf wenige große Sponsoring-Partner, alle Mittel dorthin und maximale Gegenleistungen. Nach dem Motto: FCB statt TVD. Vielleicht wäre der Nutzen aus werblicher Sicht höher. Das möchten wir aber nicht, denn wir haben als kommunales Unternehmen einen gesellschaftlichen und sozialen Auftrag in der Stadt. Und der lautet nicht Gewinnmaximierung um jeden Preis, sondern: Wir leisten einen Beitrag dazu, unsere Stadt lebenswert zu machen. Das tun wir teilweise durch unsere Sparten: Bäder, Busverkehr, Parkhäuser, Sharing-Angebote. Und das tun wir als einer der großen Arbeitgeber in Tübingen. Die Unterstützung von Vereinen ist ein weiterer Stützpfeiler. Übrigens nicht nur beim Sport. Wir fördern Kultur und Soziales, auch das gehört zu unserem Auftrag, auch wenn es in diesem Text um die Sportlerinnen und Sportler geht. Für viele Vereine sind schon kleine Sponsoring-Beträge überlebenswichtig. Kleinvieh, das mächtig Mist macht. Wenn man so will, ist die Summe aller Sponsoring-Partnerschaften unser großer Wurf. Und das möchten wir auch in Zukunft beibehalten. Klaus ist zuversichtlich: „Anfangs kam ich mir ein bisschen vor, wie in der 1. Bundesliga: Sponsoringverträge, Leistung und Gegenleistung. Spätestens beim ersten Termin mit Frau Vollmer war aber klar: Hier wird mit Wasser gekocht und am Ende gewinnen wir beide.“

Macht Sponsoring uns teurer?
Übrigens: Nicht selten hören wir den Vorwurf, unsere Strompreise könnten günstiger sein, würden wir nicht jeden „Hasenverein“ mit Trikots versorgen. Falsch. Unsere Preiskalkulation im Energiesektor hat rein gar nichts mit unserem Sponsoring-Engagement zu tun. Energievertrieb und gesellschaftliche Aufgaben sind zwei Paar Schuhe. Wir könnten den Strom auch nicht günstiger verkaufen, würden wir die defizitären Bäder schließen. Doch das steht natürlich sowieso keineswegs zur Debatte. Fakt ist aber: Durch die Gewinne, die wir mit Strom und Erdgas erwirtschaften, können wir unter anderem Sportvereine unterstützen. Und das machen wir nicht nur, weil es uns nützt. Das machen wir auch einfach richtig gerne!

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