Benutzt, abgeschleckt, entsorgt – das kurze Leben einer Einweg-Batterie

Einweg-Batterien haben ein zweites Leben verdient. Denn sie stecken voller Rohstoffe, die wiederverwendet werden können. Genaugenommen sind die kleinen Kraftpakete aber vor allem eines: nämlich ineffizient. Besser sind da aufladbare Akkus. Am zweitbesten ist es, leere Batterien ordnungsgemäß zu entsorgen – idealerweise, ohne sie zuvor abgeschleckt zu haben.

Eine ausgediente Vesperdose, blau, mit Resten eines Comic-Aufdrucks. Das ist unsere Batterie-Sammelstelle in der Küchenschublade. Oft, sehr oft wandern dort leere Einweg-Batterien hinein. Aus der Fernbedienung, dem Tiptoi-Stift, aus dem Nachtlicht oder der Uhr. Und dann liegen sie da, monate- und jahrelang unbeachtet. (Dieses Schicksal teilen sie mit den Weinkorken, aber das ist hier nicht das Thema.) Dabei können Batterien zeitlebens auf ihre Reinkarnation hoffen, zumindest Teile ihres Innenlebens. Spricht man dann nicht eher von Organspende? Egal. Fakt ist: Batterien enthalten wertvolle Rohstoffe, die recycelt werden können – und sogar müssen.

Ein Blick ins Allerheiligste: die Küchenschublade.

Abschlecken verboten!
In meiner Kindheit gab es ein strenges, elterliches Verbot: Batterien werden nicht abgeschleckt! Dabei war ich im Alter von 8 Jahren überzeugt, anhand kleiner Geschmacksunterschiede erkennen zu können, ob da noch Saft drauf war oder nicht. Keine gute Idee, hörte ich von den Eltern. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Rohstoffe der Einweg-Batterie in erster Linie gefährlich – enthalten war etwa Quecksilber. Entsprechend aufwändig war das Recycling. Das ist heute zum Glück kaum noch so, Quecksilber ist seit über 20 Jahren verboten. (Im Alter von 38 Jahren musste ich nun im Zuge der Recherche erfahren, dass der Zungentest an der Batterie nur dann funktioniert, wenn es sich um ein 9V-Exemplar mit Plus- und Minuspol nebeneinander auf der Oberseite handelt. Nicht der Geschmack ist entscheidend, sondern das Bitzeln auf der Zunge, wenn gleichzeitig beide Pole abgeleckt werden. Aber Achtung: Der Test ist für Herz-Erkrankte nicht zu empfehlen! Das hat allerdings nichts mit den Inhaltsstoffen, sondern mit der Spannung zu tun. Allen anderen würden wir den Test aber auch nicht empfehlen.)

Rückgabestationen gibt es fast überall, wie zum Beispiel bei dm in der Reutlinger Straße..

Überall nur E-Autos
Leicht ist die Recherche zum Thema Einweg-Batterien nicht, denn wenn ich in die Suchmaschine die Begriffe „Batterie“ und „Recycling“ eingebe, bekomme ich umfassende Informationen zum Lebenszyklus des E-Auto-Akkus. Mir scheint, dass die ganze Welt sich für dieses Thema interessiert, Pro und Contra austauscht und – vor allem – über das Recycling nachdenkt. (Von einem abgeschleckten E-Auto-Akku las ich hingegen nichts.) Dabei kommt mir wieder die Plastikdose in meiner Küchenschublade in den Kopf: Diese Batterien sind so viel alltäglicher, älter und sie begegnen mir häufiger. Ist das Batterie-Problem aus unserem Bewusstsein verschwunden, weil wir wichtigere, größere Probleme haben? Oder ist die kleine Einweg-Batterie ein aussterbender Energiespeicher, an dem ich bzw. meine elektrischen Geräte jenseits von Akku und Kabelanschluss noch hänge? Ein Problem, das einfach zur Zeit nicht „in“ ist? Nie werde ich angesprochen, wenn ich kleine AA-Batterien in den Einkaufswagen lege. Meistens direkt an der Kasse, im Quengel-Regal neben den Überraschungseiern finde ich sie. Froh, noch daran gedacht zu haben und unsicher, ob der Vorrat zuhause aufgebraucht ist, packe ich sie ein.

E-Auto-Batterien sind in aller Munde – nicht wörtlich, aber im übertragenen Sinne.

Über die Produktion und die Entsorgung von Fahrzeug-Akkus wird hingegen erbittert diskutiert. Dabei sind die kleinen Einweg-Batterien energetisch gesehen eine Katastrophe, in ihrem Mangel an Effizienz viel schlimmer als der Auto-Akku. Das Umweltbundesamt rechnet vor, dass Batterien bei der Herstellung bis zu 500-mal mehr Energie brauchen, als sie später abgeben. Um den gleichen Faktor teurer ist die Batterie im Vergleich zum Strom, der aus der Steckdose kommt. Werden sie dann auch noch falsch (oder gar nicht) entsorgt, ist der hohe Einsatz bei der Herstellung gleich doppelt vertan. Deshalb sind wir, also die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, gesetzlich verpflichtet, Batterien korrekt zu entsorgen. Der Handel ist ebenso verpflichtet, für geeignete Rücknahmemöglichkeiten zu sorgen. Die getrennte Sammlung gewährleistet zum einen, dass Schadstoffe nicht in den Hausmüll und damit in die Umwelt gelangen. Zum anderen können so wertvolle Rohstoffe wie zum Beispiel Stahl, Zink und Nickel zurückgewonnen und wiederverwertet werden.

Bei leerer Batterie hilft auch festes Drücken auf die Knöpfe nicht.

Ist das so schwer?
Ich ärgere mich über mich selbst. Ist es denn so schwer, die gebrauchten Batterien abzugeben? Es wird mir ja eigentlich leicht gemacht. In jedem Super-, Drogerie- oder Baumarkt stehen Sammelbehälter bereit. Wir alle kennen das vom Altglas: Wenn der Leidensdruck – sprich der Platzverbrauch – zu groß wird, fahren wir zum Container. Beim Pfand macht das gleich doppelt Spaß, schließlich haben wir ja was davon. Noch mehr ärgere ich mich aber, dass dieses Thema mein Umweltbewusstsein noch nicht erreicht hat. Mit großer Selbstverständlichkeit kaufe ich – wenn überhaupt – Milch in der Pfandflasche, besser noch gleich die Hafermilch. Ich spare Strom, bringe meine Mitmenschen mit überall in der Wohnung versteckten Kippschaltern zur Verzweiflung. Ökostrom, Fahrrad, Naturkosmetik – das volle Programm der Vorzeige-Tübingerin. Aber Batterien? Nicht auf dem Schirm. Vielleicht doch zu häufig in der Kindheit heimlich abgeschleckt? Wer weiß. In Zukunft wird das nicht mehr passieren. Ich rüste auf und besorge mir wiederaufladbare Exemplare – das passende Universal-Ladegerät gibt es schließlich längst bei mir im Haushalt, es lag gratis dem Walkie-Talkie-Set bei. Blöd nur, dass die kleinen Funkgeräte immer genau dann leer sind, wenn das Ladegerät mal wieder nicht auffindbar ist. Wie gut, dass in der Küchenschublade, gleich neben der blauen Dose, immer ein paar Ersatzbatterien lagern…


Das Umweltbundesamt rät:

  • Batterien meiden, sofern möglich: Kaufe netzbetriebene oder batteriefreie Geräte.
  • Verwende Akkus statt Batterien.
  • Achte beim Kauf von neuen Geräten auf die einfache Austauschbarkeit der Akkus.
  • Entsorge Altbatterien und Altakkus sachgerecht in Sammelboxen (Handel) oder bei kommunalen Sammelstellen.
  • Entnimm vor der Rückgabe alter Elektrogeräte Batterien und Akkus – sofern dies durch einfache Handgriffe möglich ist. Alte Handys und Smartphones kannst Du in spezielle Sammelboxen abgeben, den Akku brauchst Du davor nicht entnehmen.

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2 Gedanken zu „Benutzt, abgeschleckt, entsorgt – das kurze Leben einer Einweg-Batterie“

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