Nehmt ihr manchmal den Bus? Vielleicht sogar regelmäßig? Oder wenigstens am ticketfreien Samstag? Die „TüBusse“ sind aus Tübingen nicht wegzudenken. Eine klimafreundliche Stadt funktioniert nur mit ihnen – und mit denjenigen, die sie steuern, unseren Busfahrern und Busfahrerinnen. 50.000 Fahrgäste bringen sie täglich zuverlässig ans Ziel. In engem Takt auf vielen Linien und sogar die Nächte durch. Auch ich fahre – Jobticket sei Dank – sehr oft mit.
Aber machen wir uns eigentlich Gedanken über diejenigen, die uns da fahren? Wie sieht so ein Alltag hinterm Lenkrad aus? Um das herauszubekommen, treffe ich diesmal einen TüBus-Fahrer.
Schon lange bin ich TüBus-Fan. Als Lustnauerin nutze ich regelmäßig die Linie 1, die bis ins Französische Viertel zu den Stadtwerken durchgeht. Das ist superpraktisch und meistens sehr zuverlässig. Mehrere Dutzend Bücher hab ich im Bus schon gelesen und alle möglichen Situationen miterlebt: den Morgen-Stau, den Feierabend-Stau, lärmende Schüler-Rudel, ratlose Ticketautomaten-Nutzer, um Platz konkurrierende Kinderwagen-Mütter, Dauer-Telefonierende und müde Abend-Heimkehrer. Mal hab ich mich geärgert über Verspätungen oder ruppigen Fahrstil. Mal die Geduld und Nervenstärke der Fahrer bewundert und wie sie selbst riesige Gelenkbusse durch enge, kurvige Dorfstraßen schlängeln.
Heute will ich die Seite wechseln. Wie sieht denn das alles aus der Busfahrer-Perspektive aus?
Das erfahre ich an einem Dienstag im März von Emir Seferagić. Seit 2002 fährt er schon Bus, seit 2014 beim Verkehrsbetrieb der Stadtwerke. Wir treffen uns mittags am ZOB, am Omnibusbahnhof, wo er gerade eine kurze Standzeit hat. Den Großteil seines Arbeitstags hat er bereits hinter sich. Der beginnt schon um 4:57 Uhr in der TüBus-Leitstelle in der Düsseldorfer-Straße: Da holt er sich seine Tachoscheibe und den aktuellen Dienstplan ab und bekommt seinen Bus zugeteilt.
Heute ist das ein MAN-Hybrid-Gelenkbus, der mit der gelben Kunsthallenwerbung drauf. Mit ihm ist er während seiner Frühschicht auf unterschiedlichen Linien unterwegs – 2, 5, 17, 4 – und taucht dabei in verschiedene Welten ein. Zum Beispiel auf der Linie 5 zu den Kliniken. „Da ist frühmorgens schon viel los im Bus. Die Klinik-Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit sind immer sehr freundlich und dankbar. Und auf den Straßen geht es noch ruhig zu“, erzählt Emir. Und doch hat er wenig später in der schmalen Mühlstraße eine kritische Situation erlebt: „Da sind mir drei sehr schnelle Radfahrer ohne Licht entgegengekommen. Im Dunkeln und bei Nieselregen. Das ist so gefährlich!“
Kurz vor 7 Uhr füllt sich der Bus schlagartig: Schülerinnen und Schüler, Berufstätige, Studierende. Bis 9 Uhr dauert die Morgenspitze an. Der Verkehr wird dichter, auch der Lärmpegel steigt. Ist der Trubel eigentlich anstrengend für dich? „Die Schüler sind, wie sie sind“, lacht Emir. 😉 So schnell regt ihn nichts auf. Er scheint mir grundentspannt. Bis etwa 10 Uhr fahren viele Studierende und Uni-Angehörige mit, dann beginnen die ruhigsten Stunden des Tages. Erst am Nachmittag und am frühen Abend zieht es wieder an.
Mit Emir auf Achse
Als ich zusteige, um 12:41 Uhr am ZOB, ist sein Bus zur Linie 17 Richtung „Wanne“ geworden und zuerst gähnend leer. Seit dem Neubau des ZOB mit seinen „Sägezahnsteigen“ sei es für ihn als Busfahrer viel angenehmer, meint Emir. Die Fußgänger laufen nicht mehr kreuz und quer. Aber was ist das? Da schmuggelt sich ein PKW zwischen die TüBusse, der hier gar nichts zu suchen hat. „Das passiert immer noch sehr oft.“ (Übrigens: Vom großen ZOB-Umbau berichten wir hier!)
Los geht’s: Neckarbrücke – Wilhelmstraße – nach der Neuen Aula links die Goethe-, Mörike-, Waldhäuserstraße hinauf zum Philosophenweg. Da bin ich tatsächlich noch nie entlanggefahren! Spannend, was man aus dem TüBus heraus so entdecken kann. Die wenigen Fahrgäste sind meist auf ihre Smartphones konzentriert. Ein paar Ein- und Ausstiege, kaum Verkehr in den ruhigen Wohngebieten am Hang. Und daher sind wir perfekt in der Zeit. 😊
Ein kleiner Monitor zeigt dem Fahrer die vorgegebene Fahrplanzeit an und wie er im Vergleich dazu liegt: grün ist prima, orange-rot heißt „zu früh“, blau „zu spät“. Aktuell ist alles im grünen Bereich. Das hat nicht nur Emir im Blick – auch die Kollegen in der TüBus-Leitstelle können die Bewegungen jedes einzelnen Fahrzeugs auf ihren Monitoren verfolgen. Sie informieren und helfen weiter, wenn’s Probleme gibt.
Von grün nach blau: wie Verspätung entsteht
An der Kunsthalle ändert sich unsere Linie abermals und fährt als 13 weiter. „Als TüBus-Fahrer musst du alle Linien beherrschen. Und mit allen Bus-Typen klarkommen.“ E-Bus fährt Emir besonders gern: „Das Fahrgefühl ist klasse.“ Da ruckelt nichts. Ohnehin: Bei seinem besonnenen Fahrstil schwebt man so dahin – abgesehen natürlich von manchen Tübinger Straßen, die wahre Buckelpisten sind. Besonders flott geht’s gerade nicht. Die Hartmeyerstraße ist eng. Beiderseits parken Autos – und Busse kommen entgegen. Emir telefoniert kurz mit dem Kollegen, der sich da nähert, und wartet dann, um ihn durchzulassen. Vorbei am Botanischen Garten mit dem weitem Blick in Richtung Alb – dann ist’s plötzlich aus mit der Ruhe: An der BG-Klinik steigen eine Menge Leute zu, darunter ein Rollstuhlfahrer, der es aber gut in den abgesenkten Bus schafft. Jemand erkundigt sich, wo er aussteigen müsse, um in die Hautklinik zu kommen – Emir weiß es. Er weiß auch, wie Institute, Hotels oder Supermärkte zu erreichen sind. Den Stadtplan hat er nach all den Jahren im Kopf. Ein sehr betagter, gebrechlicher Herr will bei ihm eine Fahrkarte kaufen. Emir erklärt geduldig, dass das nur am Automaten gehe, begleitet ihn rasch hin, wählt den Fahrschein und bittet dann einen anderen Fahrgast, weiterzuhelfen, denn jetzt drängt die Zeit doch. Und der alte Herr ohne Kleingeld muss erst seine Bankkarte rauskramen … Emir ist schnell wieder auf seinen Platz, fährt ganz sanft an und zügig weiter. Die Zeitanzeige ist inzwischen von grün nach blau gewechselt. Eine gut gelaunte Gruppe hinten unterhält sich laut, an der Haltestelle Calwer Straße will der Rollstuhlfahrer raus – hier geht das nicht ohne Rampe, also springt Emir aus dem Bus, Rampe runterklappen, prima, vielen Dank, auf Wiedersehen, wieder rein, da kommt noch jemand angerannt und darf auch noch einsteigen und weiter geht’s – nun schon mit 4 Minuten Verspätung.
Emir sagt: „Das Problem ist: Ich hab jetzt dem alten Herrn und dem Rollstuhlfahrer geholfen, die meisten im Bus erkennen das an, sind zufrieden, die Stimmung ist gut. Aber am Ende kann es sein, dass sich doch einer übelst beschwert wegen der Verspätung. Wäre ich nicht so gut in der Zeit gewesen, hätte ich dem alten Herrn nicht helfen können.“ So kann es bei einer absolut ruhigen Verkehrslage doch ganz schnell zu Verzögerungen kommen.
Erst recht in der Rushhour. Erst recht, wenn der Bus Fahrräder nicht überholen kann. Wie hier auf der Schnarrenbergstraße zu den Kliniken mit ihrer verengten Fahrbahnen und dem Grünstreifen dazwischen. „Da schleicht man dann mit 5 km/h hinterher.“ Stresst dich das, wenn du hinter dem Fahrplan zurückliegst? „Man darf sich selbst keinen Druck machen – aber durch dieses Tracking passiert das ganz unbewusst. Da heißt es: cool bleiben, Ruhe bewahren. Sich zu eilen, bringt auf unseren Strecken eh nichts. Aber wenn ich schon zu spät dran bin und die Türen sind zu, kann ich sie für einen verspäteten Fahrgast nicht unbedingt nochmal öffnen – das kostet zu viel Zeit. Und tu ich’s doch, bedanken sich die Leute oft nicht mal.“
Wir nähern uns nun wieder dem Zentrum und erreichen den Stadtgraben. Stadtgraben – Mühlstraße – Neckarbrücke – das ist das Nadelöhr im Liniennetz, wo sich Bus- und Fahrradspuren gegenseitig queren oder gar zusammenfallen. Busfahrer müssen hier höllisch aufpassen, die Augen überall haben. „Man kann noch so defensiv fahren, man rechnet nicht mit allen Reaktionen der Radfahrer“, sagt Emir. Immer wieder erlebt er gefährliche Manöver, wenn Radfahrende in rasantem Tempo sehr knapp neben anfahrenden oder abbiegenden Bussen vorbeisausen. „Gefährlich ist‘s an der Ampel an der Neckarbrücke, wo die Räder vor dem Bus einscheren und es dann einspurig weitergeht.“ An die zehnmal am Tag kommt er hier durch. „Wir kennen die kritischen Stellen und sind wachsam. Tatsächlich sind es nur sehr wenige, die uns das Leben schwer machen.“ Emir ist selbst ein leidenschaftlicher Radfahrer, der am Wochenende gern lange Touren unternimmt. „Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn so ein großes Fahrzeug nah an einem vorbeikommt. Die Gefahr geht letztlich vom Größeren aus. Doch wir können nicht alles sehen oder vorhersehen. Da wünsche ich mir mehr Rücksicht!“
An diesem regnerischen Mittag sind wenig Radler unterwegs. Am ZOB leert sich der Bus. Neue Fahrgäste steigen zu. Ein paar grüßen auch. Die Fahrt geht weiter Richtung Französisches Viertel. Eine Frau telefoniert unglaublich laut. Einige verdrehen genervt die Augen. Sie palavert ungeniert weiter, als sie vorne beim Fahrer aussteigt, würdigt ihn keines Blickes. „Durch die Handys hat sich auch das verändert: Die Leute grüßen noch weniger“, stellt Emir fest. Endlose Telefonate, lautes Abspielen von Sprachnachrichten, Videos, sogar Ballerspiele – manche Mitfahrende kennen da nichts. Mich stört sowas – euch auch? Manchmal sagt Emir auch was dazu.
Die Baustelle in der Hechinger Straße lassen wir rasch hinter uns – die sorgt morgens gerade regelmäßig für Stau. Neulich war hier ein Unfall, da stand alles still und der Fahrplan geriet komplett durcheinander. Auch das Einfädeln in die B 27 am Hechinger Eck ist mit dem langen Gelenkbus alles andere als easy, denn die Autos sind viel zu dicht vor die Ampel gefahren. Millimeterarbeit. „Mal wieder“, stöhnt Emir. Seht ihr denn den Bus nicht, Leute?
In der Aixer Straße verabschiedet sich eine Frau mit Einkaufskorb. Jetzt ist unsere 13 leer. An der Wendeplatte im Wennfelder Garten ist eine Puffer-Pause geplant. Gut so, denn trotz Verspätung kann Emir zur nächsten Tour – seiner letzten heute – wieder pünktlich starten. Das haben die Verkehrsplaner so ausgetüftelt, damit sich Verspätungen nicht immer weiter hochschaukeln.
Erkenntnisse während der Puffer-Pause
Kurzes Durchschnaufen. Auch eine Personaltoilette gibt es hier. Jetzt haben wir ein wenig Zeit zum Plaudern. Etwa darüber, was ihm an seinem Job gefällt: „Ich hab ihn mir vor mehr als 20 Jahren ausgesucht und mache ihn immer noch gern. Ich wollte unterwegs sein, nicht an einem Fleck sitzen. Ich mag es, wenn morgens das Leben in der Stadt beginnt. Ich mag auch Menschen und freue mich über nette Begegnungen. Klar, es gibt auch unangenehme Fahrgäste, die einem die Laune vermiesen können, doch viele sind freundlich und hilfsbereit. Viele aber auch gleichgültig.“
Inzwischen sind die Fahrgastzahlen fast wieder so hoch wie vor Corona. Gut, dass die Maskendiskussionen vorbei sind. Geblieben ist die Schutzscheibe vor dem Fahrerplatz. „Darüber bin ich ganz froh“, sagt Emir. „Manche Gäste, die ein Anliegen haben, rücken einem schon sehr nah, da kann etwas Distanz angenehm sein.“ Wenn ihn was aufregt, ist das rüpelhaftes Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer, Beleidigungen, Stinkefinger, kommt alles vor. Doch auch Schönes erlebt er auf seinen Runden durch die Stadt. Als er vor Kurzem die Kleinbuslinie 32 fuhr, bekam ein Kunde mit, wie er sich für die anstehende Pause etwas zu essen bestellt hat – und übernahm spontan die Rechnung. „Das hat mich wirklich verblüfft!“
Oft wird Emir gebeten, neue Kollegen einzuweisen. „In Tübingen ist es nicht leicht, Bus zu fahren, es dauert, bis man sich daran gewöhnt, die Situationen richtig einschätzt und ohne Hektik bewältigen kann. Natürlich sind Fahrweisen unterschiedlich, jeder macht mal Fehler, ist mal besonders gestresst. Tatsächlich passiert aber zum Glück sehr wenig.“
Als 4 fahren wir zurück Richtung Bahnhof. Am ZOB, Steig A wartet um 13:55 Uhr die Ablösung: Emir Seferagić hat Feierabend. Fliegender Wechsel, dann geht‘s mit dem bereitstehenden PKW zum Verkehrsbetrieb und heim zur Familie, die sicher Pläne für den Nachmittag hat. Ins Bett geht er früh, schließlich muss er morgen um 4 Uhr wieder fit und ausgeschlafen sein.
Je eine Woche Frühschicht, dann Mittel-, dann Spätschicht – das ist anstrengend. Doch die Arbeitsbedingungen beim swt-Verkehrsbetrieb seien gut, versichert Emir: „Das A und O sind gute Dienstpläne. Wir haben kaum unbezahlte Standzeiten und in der Regel vier Wochenenden am Stück frei, danach müssen wir dreimal arbeiten.“ Das bestätigt mir Oliver Ruhmann, Leiter des swt-Verkehrsbetriebs: „Bei uns gibt es faire Pausenregelungen, wenig Wochenenddienste und bezahlte Ausgleichszeiten, so dass Verspätungen nicht zu Lasten des Fahrpersonals gehen. Wir haben auch eine gute Altersvorsorge. Viele in der Branche bieten solche Bedingungen nicht. Trotzdem leiden auch wir unter Fahrermangel, bei Krankheitswellen wird es knapp.“ Obwohl es im letzten Jahr zehn Neueinstellungen gab, suchen sie händeringend weiter.
TüBus heißen sie alle – aber wer macht was?
Ich glaube, wir müssen da kurz was klären. Es ist nämlich etwas kompliziert, wie unser ÖPNV in Tübingen organisiert ist. Die Stadtwerke-Tochter TüBus GmbH plant und organisiert den gesamten Stadtverkehr. Deren Tochtergesellschaft ist der Stadtwerke-Verkehrsbetrieb mit rund 120 Beschäftigten, 45 Bussen und der Leitstelle, die alles koordiniert. Dazu kommen private Busfirmen wie Kocher und Schnaith. Insgesamt sind etwa 200 Fahrer und Fahrerinnen mit 80 Bussen in Tübingen unterwegs.
Der Mann, der beide Seiten kennt
Ich habe mich von Emir verabschiedet und besuche in der Stadtwerke-Zentrale Kristian Henschler in seinem Büro. Auch Kristian wurde von Emir eingelernt, als er neu in Tübingen war. Doch er fährt nur wochenends hin und wieder Bus. Hauptamtlich ist er unser Mann am TüBus-Kundentelefon. „Immer wieder selbst zu fahren, ist da sehr hilfreich.“ Er weiß genau, was die Kollegen leisten auf Tübingens engen Straßen – „kein Vergleich mit der ländlichen Region, die ich von früher gewohnt war.“ Er weiß ebenso, wo bei den Fahrgästen der Schuh drückt. Beschwerden kommen zu: verspäteten Abfahrten, verfrühten Abfahrten, zu Fahrweise und Fahrscheinkontrollen. Bei 50.000 Fahrgästen pro Tag sind es aber wirklich wenige. Das bestätigt das „ÖPNV-Kundenbarometer“, bei dem der TüBus 2023 so gut wie noch nie abgeschnitten und es bei der „Globalzufriedenheit“ aufs Siegertreppchen geschafft hat: dritter Platz im bundesweiten Ranking! Also: „Net g‘motzt isch au g’lobt“, wie der Schwabe sagt.
Jeder Beschwerde werde nachgegangen, versichert Kristian. „Konstruktives Feedback hilft uns immer. Aber schwarze Schafe gibt es überall. Die sitzen übrigens auch in Autos – nur gibt’s da keine Firma, die man anrufen kann.“ Man dürfe nicht vergessen, was das für eine enorme Konzentrationsleistung sei, sich acht Stunden lang im Stadtverkehr zu bewegen. „Unsere Busfahrer tragen viel Verantwortung – oft für über 100 Menschen. Und die sind im Zweifel wichtiger als der Fahrplan. Wir fahren ja keinen Kies, sondern Fahrgäste.“
Als größtes Risiko sieht auch er den gemeinsamen Verkehrsraum mit Radfahrenden: In Städten wie Münster fließt der Radverkehr oft ganz separat, in Tübingen müssen sich Räder und Busse meist die Fahrbahn teilen. „Wir fahren überall mit den Fahrrädern mit. Überholen mit 1,50 Metern Abstand ist selbst auf breiten Straßen wie der Wilhelmstraße kaum möglich. Wenn sich dann Fahrräder gegenseitig überholen – was mache ich dann? Hut ab, dass da noch kein schwerer Unfall passiert ist!“ sagt Kristian. Ihm selbst wäre beinahe mal einer passiert: am Zinserdreieck beim Rechtsabbiegen Richtung ZOB. Da ist ein Radler rechts am Bus durchgesaust, als er schon am Einschlagen war. „Den hätte ich beinahe erwischt. Ich war richtig schockiert. Und er war weg.“ Am Stadtgraben, wo Busse nach dem Halt die Radspur queren müssen, wurde er neulich zu einer Vollbremsung gezwungen und eine Frau schlug sich den Kopf an.
Sein Rat ist: „Überlegt euch bei Begegnungen mit Bussen immer, was der Fahrer überhaupt sehen kann! Man ist am Steuer zwar permanent konzentriert darauf, dass nichts passiert. Doch es gibt tote Winkel und jede Sekunde gefühlt 20 Einflüsse, die zugleich auf einen einwirken.“
Ist euch auch schonmal der Bus „vor der Nase weggefahren“? Vielleicht hat der Fahrer gerade in den linken Spiegel geschaut, um loszufahren und sich einzuordnen. Die Grafik zeigt, was man vom Fahrerplatz aus sehen kann. (TüWelt 3/2023)
Busse in Tübingen – sind günstig, bequem und ganz selbstverständlich für uns Fahrgäste, bisweilen ärgerlich für Radelnde, gut für unsere Klimabilanz. Busfahren in Tübingen – das ist für die Menschen am Steuer viel mehr als von A nach B fahren. Ein Leben im Fahrplantakt. Mit enormer Verantwortung. Wir sollten sie wahrnehmen. Sie sind Helden des Alltags, finde ich. Und ab jetzt vergesse ich nie mehr, zu grüßen! 😉
Wie sind eure Erfahrungen mit dem TüBus? Schreibt mit gern einen Kommentar!
Mehr aus der Arbeitswelt rund um den TüBus lest ihr hier!
Frauen hinterm Bus-Lenkrad sind leider selten. Und nur wenige Haltestellen sind nach ihnen benannt. Zu den Ausnahmen gehört die „Maria-von-Linden-Straße“. Die Geschichte dazu erzählen wir hier!